Schülerhort Helfergasse schreibt Geschichte
BAD CANNSTATT: Projekt „Freie Fahrt für Stuttgarter Schüler“ ins Haus der Geschichte aufgenommen
„Das passt zu uns“, begründet Joachim Rüeck, der Sprecher vom Haus der Geschichte. Politische Aktivitäten würden sich durch das ganze Haus ziehen. „Wie sich die Schülerinnen und Schüler für das Thema eingesetzt haben, ist schon außergewöhnlich.“ Genauso wie die Mittel, die sie genutzt haben. Es wurden Filme gedreht, mehr als 9000 Unterschriften gesammelt und Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Die für das Projekt aus Karton gebaute Stadtbahn wurde deshalb ins Haus der Geschichte aufgenommen - ganz offiziell mit unterschriebener Schenkungsurkunde in zweifacher Ausführung. „Das ist der offizielle Nachweis, dass der Schülerhort uns die Bahn geschenkt und übergeben hat“, erläutert Museumspädagogin Carolin Sproll. Sie kommt auf die Inventarliste und wird dokumentiert und beschrieben. „Wir finden schon einen Platz dafür.“
Ab wann und wie sie gezeigt wird, sei noch offen. Solange wird sie gelagert, neben dem Bauzaun für Stuttgart 21. Die Vertreter des Hauses der Geschichte holten die „Stadtbahn“ im Stuttgarter Rathaus ab, wo sie vier Wochen bei der Ausstellung zu Kinderrechten zu sehen war. Sicher eingepackt wurde sie ins Haus der Geschichte transportiert.
Seit 2006 befasst sich der Schülerhort der Helfergasse mit dem Thema „Freie Fahrt für Schülergruppen“. Das Anliegen: Schülergruppen sollen im VVS-Netz umsonst fahren dürfen. „Es macht keinen Spaß, mit Schülergruppen außer Haus zu gehen“, berichtet Erzieherin Claudia Franzin. Und Tim, der sich wie Ozan intensiv am Projekt beteiligt hat, ergänzt: „Man kann nicht spontan sein.“ Alle Ausflüge müssten lang vorher geplant (wer hat ein Scool-Abo, wer nicht?), dann das Geld eingesammelt werden. Es sei immer ein großer Aufwand. Und an der Haltestellen dauert es immer sehr lange, bis alle Fahrkarten aus dem Automaten gekommen sind. „Andere Fahrgäste werden schon ungeduldig und oft auch ungehalten“, so die Erfahrung der Erzieherin.
Kitas, Jugendhäuser und Jugendfarmen beteiligen sich an der „Freie-Fahrt“-Aktion, die beim Bürgerhaushalt Platz 14 und im vergangenen Jahr Platz 33 belegte. Auch zum Bürgerhaushalt 2015 soll das Projekt wieder eingereicht werden. Mehr als 9000 Unterschriften kamen seitdem zusammen, füllen vier Ordner, die inzwischen im Rathaus stehen.
Der mittlerweile 15 Jahre alte Ozan hat eine eigene Homepage erstellt, auf der es reichlich Informationen gibt. Die gedrehten Filmbeiträge können beispielsweise angeschaut werden. „Die Aktion läuft weiter“, zeigt er sich weiter kämpferisch. Bei einem Praktikum zur Berufsvorbereitung bei einem Webdesigner hat er einen neuen Flyer entworfen. Beim Fonds „Meine Ideen“ wurden Fördermittel beantragt, um den Flyer umsetzen und unter die Leute bringen zu können. Eine 90-prozentige Zusage liegt bereits vor.
Zu jedem Weltkindertag seit 2006 gab es unterschiedliche Aktionen. „Es ist toll, wie sich die Kinder reinhängen“, zollt Claudia Franzin den Beteiligten großes Lob. „Sie lernen dabei auch, wie Politik funktioniert.“ Die Aufnahme ins Haus der Geschichte sei ein sehr großer Erfolg. „Sie haben Geschichte geschrieben.“ Die Chancen auf Erfolg der Aktion sind jedoch eher gering. Denn die Stadt lehnt die Kostenfreiheit für Schüler im Sinne der Gleichbehandlung ab, hat Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann am Weltkindertag 2013 auf dem Cannstatter Marktplatz deutlich gemacht, als ihr weitere 3000 Unterschriften überreicht wurden. Aber Aufgeben kommt für den Schülerhort Helfergasse und die Beteiligten, die zum Teil gar nicht im Hort sind, nicht in Frage.
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